Deutschland – Eine Rundreise durch die 16 Bundesländer
Es war das erste Quartal im Jahr 2021. Wir brauchten Planungssicherheit. Wir waren ausgehungert und brauchten Planungssicherheit bezüglich einer Reise. Wir wollten uns auf etwas freuen und in Zeiten der Pandemie gab es wenig, was uns zu großen Reiseplanungen veranlasste. Dann kam uns die Idee, die uns die maximalste Flexibilität und Unabhängigkeit sichern sollte. Eine Tour mit dem Camper. Wo war aber hier der Reiz? Wo war hier die Herausforderung? Wollten wir etwa alle Autobahnen befahren? Nein, nicht wirklich. Wir brauchten ein Ziel. Und schnell kam uns das einzig Wahre in den Sinn. Wir würden in Zeiten des Coronavirus alle Bundesländer erkunden. Wir würden Deutschland so richtig kennenlernen. So erstellten wir die nachstehende Route, die uns mit knapp 4.000 km an die schönsten Ecken Deutschlands führen sollte (und das in zwei Wochen):
Welchen Gefährten für die Gefährten
Ein Camper ist aber nicht gleich ein Camper und wo bucht man denn eigentlich sein Gefährt? Die erste Herausforderung war somit das richtige Fahrzeug für unsere Zwecke zu finden. Ein Bulli, ein Alkoven, ein Kastenwagen, ein Wohnmobil (voll- oder teilintegriert) oder ein Wohnwagen? Was benötigten wir und was war eigentlich der Unterschied zwischen den Fahrzeugtypen?
Schnell wurde klar, dass wir „too young to drive old“ waren und somit kein Alkoven oder ein Modell von Detleffs und Co. fahren wollten. Wir wollten die maximale Ausstattung zum kleinsten Fahrzeug und so kam für uns nur ein Kastenwagen in Frage. Die maximalste Raumausnutzung (das kannten wir bereits von unserer kleinen Wohnung) auf kleinstem Raum. So fanden wir den Challenger und damit unser Traumgefährt für zwei Wochen Deutschland. Fündig wurden wir auf erento.com und buchten unseren Challenger Road Edition Anniversary V114 bei Taunus Rent.
Diesmal ohne booking.com
Von der ersten Kontaktaufnahme über die Fahrzeugabholung bis hin zur Abgabe war alles perfekt. Das Fahrzeug war top ausgestattet mit allem was man braucht. Der Kontakt mit Herrn Götte sehr sympathisch und menschlich (bei aller Professionalität). Wir danken Taunus Rent an dieser Stelle für zwei tolle Wochen im Camper. So konnte unsere Tour durch Deutschland mit dem Camper starten. Nicht zu verwechseln mit einem Camper-Urlaub in Deutschland. Ihr werdet den Unterschied am Ende selber feststellen.
Wir haben die komplette Ostküste in den USA bereist; wir haben Skandinavien in einer Woche und das Baltikum in vier Tagen erkundet; wir haben Südamerika mit einer Weltumrundungsstrecke erforscht. Was uns aber die Deutschlandtour mit dem Camper abverlangt hat, stellte alles bis dahin erlebte in den Schatten. Schnallt euch an und begebt euch nochmals mit uns auf die einzigartige Erkundung Deutschlands – im fahrenden Zuhause auf Zeit.
Bundesland Nr. 1: Saarland
Hand aufs Herz. Wer war eigentlich schon einmal im Saarland? Normalerweise muss das Saarland bei Vergleichen herhalten, wenn man etwas Kleines beschreibt. Beispielsweise „so klein wie das Saarland“ oder „so verrückt wie das Saarland“. So wirklich kennt man es dann aber im Detail nicht. Wir waren also gespannt dieses kleine Bundesland im Westen von Deutschland näher kennenzulernen.
Unser erstes Ziel war die Saarschleife. Eine malerische Biegung des Flusses Saar. Um diese perfekt erblicken zu können, gelangt man über den Baumwipfelpfad zur Aussichtsplattform (11,-€ pro Person). Diese ist barrierefrei über mehrere Ebenen zu erklimmen. Alternativ kann man als Besucher auch den Aussichtspunkt Cloef über Wanderwege erreichen. Dieser ist zwar kostenlos, aber tiefer gelegen als die Aussichtsplattform und somit für uns weniger reizvoll.
Das zweite Ziel im Saarland war für uns dann das 50 km entfernte Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Dieses einzigartige Industriedenkmal aus dem Jahre 1873 hat uns schlicht und einfach die Sprache verschlagen. Der Eintritt von 17,-€ ist jeden Cent wert (zudem sind die Parkplätze kostenlos und campergerecht). Hier kann man mindestens drei Stunden Aufenthalt einplanen. Der Rundgang (über 7.000 m) durch dieses ehemalige Eisenwerk mit sieben Stationen ist wie eine Wanderung durch die Maschinenstadt in „Matrix“. Seit 1986 zwar stillgelegt, aber immer noch pulsierend und lebendig. Ein fulminantes Zeugnis menschlicher Ingenieurskunst in Deutschland. Gleichzeitig aber auch der Unmenschlichkeit über viele Jahre hinweg. Ein Pflichtbesuch für alle Saarland-Verirrten.
Bundesland Nr. 2: Rheinland-Pfalz
Weiter ging es nach Rheinland-Pfalz und hier ins Dahner Felsenland. Nach der Industrialisierung stand wieder Natur auf dem Programm. Die beeindruckende Landschaft im Pfälzerwald an der Grenze zu Frankreich besticht durch ihre einzigartigen Felsformationen und Wanderwege. Charakteristisch für uns war hier der Teufelstisch im Hinterweidenthal. Vom Parkplatz ging es einige Stufen den Berg hoch bis wir vor diesem beeindruckenden Felsen standen. Wir suchten dann auch schnell das Weite, denn die Abendstunde hatte geschlagen. Wir wollten den Teufel keinesfalls beim Abendbrot stören wie der arme Ungläubige aus Fritz Claus‘ örtlicher Sage.
Der erste Tag endete für uns dann auf dem Campingplatz Büttelwoog und war gleichzeitig unsere Taufe als Camper in Deutschland. Eine Vorabreservierung war für eine Nacht nicht möglich und wir hatten Glück, dass wir noch einen Stellplatz bekamen. Für 25,-€ gab es hier die Nacht im schönen Tal mitten im Dahner Felsenland. Wir haben es zwar nicht mehr geschafft, aber fussläufig sind die Sehenswürdigkeiten Lämmerfelsen sowie Schöne Aussicht Eyberg zu erwandern.
Der Campingplatz war top ausgestattet und verfügte auch über eine Wirtschaft auf dem Gelände. Wir parkten unseren Camper das erste Mal ein und schlossen uns an die Stromversorgung an. Die Bekanntschaft unserer Stellnachbarn machten wir schnell und lernten die erste Regel des Campertums kennen: Parke nie Marquise gegenüber Marquise.
Bundesland Nr. 3: Baden-Württemberg
Unseren zweiten Tag nutzten wir für eine schnelle Durchreise durch Baden-Württemberg (solange die Autobahnen frei waren). Sorry ihr Schwaben, aber euer Nachbar aus Bayern bietet soviel, dass wir uns mit der Burg Hohenzollern begnügen mussten. Diese genossen wir aus der Entfernung bei der Grillstelle Boller Wasen in Hechingen.
Von dort geht es zu Fuß zur Wallfahrtskirche Mariazell. Den besten Blick auf die Burg Hohenzollern genießt ihr von der Zellerhornwiese. Dafür müsst ihr noch ein Stück weiter wandern. Die Burg selbst liegt knapp 900 m hoch auf einem Berg und prägt somit das schwäbische Panorama.
Bundesland Nr. 4: Bayern – Teil 1
Das zweite Highlight an diesem Tag befand sich in Bayern und führte uns zur Breitachklamm in Oberstdorf. Da wir am späten Nachmittag ankamen, sparten wir uns die Parkkosten und aufgrund des Regens auch das Anstehen. Wir hatten den Wanderweg durch die tiefe Alpenschlucht für uns allein. Für 6,50 € pro Person bekommt der Besucher ein einzigartiges Schauspiel geboten. Die Schlucht durchquerten wir in gut 30 Minuten. Das Wasser peitschte unter unseren Füßen und der Lärm war ohrenbetäubend. Ohne eine weitere Menschenseele war das Erlebnis noch imposanter. Für den Rückweg brauchten wir dann nochmals 45 Minuten.
Einige Minuten von der Schlucht befand sich unser Wohnmobilstellplatz für die zweite Nacht unserer Tour. Der Wohnmobilstellplatz Allgäu bzw. Rieder Wiesn. Für 20,- € die Nacht standen wir zwar auf einer Asphaltfläche, aber dafür mitten in der schönsten Natur, die ein Reisender in Deutschland haben kann. Nebendran befinden sich zwei Wirtshäuser zum abendlichen Einkehren. Eine Reservierung war auch hier vorab nicht möglich und so hofften wir auf unser Glück, das wir dann auch hatten.
Es war nicht nur ein Stellplatz frei, sondern auch der Verwalter der Stellplätze war anwesend (zwischen 08:00-9:00 Uhr sowie 18:00-19:00 Uhr). Der Sanitärbereich war top (Schlüssel notwendig). Die Münzdusche völlig okay und abgesehen von dem kleinen Zeitfenster zum „Check-In“ war die Anmeldung unkompliziert.
Bundesland Nr. 4: Bayern – Teil 2
Den nächsten Tag starteten wir mit einem Ausflug zum Schloss Neuschwanstein im Schwangau. Den malerischen Anblick des Märchenschlosses genossen wir von der Reith Alpe an der Tegelbergbahn. Der Vorteil zu den Alternativen, wie der Marienbrücke, ist die Abgeschiedenheit und der kostenlose Blick auf diese der Fantasie König Ludwigs II. entsprungenen Klischeeburg im Süden von Deutschland. Im Allgäu gehört der Besuch des Schlosses aber auf jeden Fall zum Pflichtprogramm.
Weiter ging es anschließend an der Deutsch-Österreichischen Grenze nach Garmisch-Partenkirchen. Hier war der Bahnhof unser Ziel. Von dort ging nämlich unsere Reise mit der Zahnradbahn Richtung Zugspitze. Dem höchsten Berg Deutschlands mit knapp 3.000 m Höhe. Für 61,- € pro Person nutzten wir die Zahnradbahn von Garmisch-Partenkirchen zum Gletscher. Von dort aus dann die Gletscherbahn rauf zur Zugspitze. Auf dem Weg zurück von der Spitze nutzten wir die Seilbahn (inkl. dreier Weltrekorde) ins Tal nach Grainau. Von dort nahmen wir dann schließlich die Zahnradbahn wieder nach Garmisch-Partenkirchen zum Camper.
Eine spannende Tour erlebten wir zu einem nicht ganz günstigen Preis. Mitten im Sommer seine Freundin mit Schnee einzuseifen schafft man auch nicht alle Tage in Deutschland. Dank der über 10° C Unterschied zwischen Tal und Gletscher aber an diesem Tag durchaus möglich. Der wundervolle Blick über die Alpen blieb uns aber leider aufgrund der Wolken verwehrt, aber das war zu verschmerzen in Anbetracht der noch kommenden Wetterumstände und des Glücks, das wir haben sollten.
Für die nächsten zwei Nächten fuhren wir ins nicht weniger malerische Berchtesgaden. Genauer gesagt nach Schönau am Königssee. Wenn es eine Stelle geben sollte, die Gott in Deutschland geküsst hat, dann ist es diese. Wir parkten auf dem öffentlichen Parkplatz Königssee und sparten uns auch hier das erste Ticket, da wir relativ spät ankamen. So kostete uns hier das Parken 7,- € für zwei Nächte. Beachten muss man hier, dass es keine Anschlussstellen für Wasser oder Strom gibt. Dafür sind aber die WCs 24 Stunden geöffnet. Für Abendessen ist auch gesorgt. Wir verweilten in der Pizzeria Lago auf der Terrasse. Immer wieder eine Herrlichkeit nach einem erlebnisreichen Tag.
Bundesland Nr. 4: Bayern – Teil 3
Unsere Attraktion für diesen Tag war der Röthbachwasserfall. Mit seinen knapp 500 m der größte Wasserfall in Deutschland. Doch bereits der Weg dahin muss als Sehenswürdigkeit bezeichnet werden. Früh morgens machten wir uns zum Königssee, um mit dem Boot zum anderen Ufer zu gelangen. Für 23,-€ pro Person ging es beim besten Sonnenwetter aufs Wasser. Im gemütlichen Rentnertempo schipperten wir die gut 8 km an der St. Bartholomä Kirche vorbei und bekamen ein paar Infos u.a. über den Watzmann (zweithöchster Berg Deutschlands), das Kehlsteinhaus (Hitlers Eagle’s Nest) und die Akustik der Bergformation erzählt (inkl. Vorführung).
An der Anlegestelle Salet stiegen wir aus und legten den Rest des Weges zum Wasserfall zu Fuß zurück. Vorbei am traumhaften Obersee und der Fischunkelalm erreichten wir nach einer durchaus anstrengenden Wanderung den herrlichen Anblick des Röthbachwasserfalls. Auf dem Rückweg verweilten wir bei einer ordentlichen Brotzeit auf der Alm und kühlten uns im Obersee ab. Ein wundervoller Moment, der uns lange in Erinnerungen bleiben wird. Insgesamt dauerte unsere Tour knapp vier Stunden. Den Nachmittag ließen wir uns dann auch nicht mehr stressen und genossen den ein oder anderen Biergarten mit einer Mass (oder war es doch die ein oder andere Mass im Biergarten…?).
Bundesland Nr. 5: Thüringen
Es wurde Zeit den Freistaat Bayern zu verlassen und uns in die neuen Bundesländer zu begeben. Dazu hatten wir zunächst knapp 600 km Strecke zu überwinden, bevor wir bei unserem nächsten Ziel (Weimar) ankamen. Hier steuerten wir zunächst den öffentlichen Parkplatz relativ zentral am Hermann-Brill-Platz an. Neben PKWs können hier auch offiziell Camper parken (12,-€ pro Tag). Es gibt sogar einen Stromanschluss. Dieser ist aber leider nicht für alle Stellplätze ausreichend.
Versorgungs- und Entsorgungsmöglichkeiten gibt es gegen ein geringes Entgelt auch. Wenn man dies bei seiner Planung beachtet, erfüllt der Stellplatz auf jeden Fall seinen Zweck. Ein wesentlicher Vorteil war einmal die Lage zum Zentrum und das Vorhandensein eines Freibads (Schwanseebad) direkt gegenüber des Parkplatzes. Da wir auch ein sonniges Wetter erwischt hatten, ging es erstmal ins kühle Nass. Online buchten wir unseren Zeitslot und konnten die lange Fahrt des Tages ein bisschen aus den Knochen schwimmen. Praktisch waren dann auch die Duschen, die wir dankend annahmen.
Ich möchte Weimar kein Unrecht tun, aber diese Stadt scheint wenig zu bieten, außer Goethe und Schiller bzw. Schiller und Goethe. Wir schlenderten durch das Zentrum und natürlich zum Goethe-Schiller-Denkmal auf dem Theaterplatz. Zu weiteren „kulturellen“ Tätigkeiten hatten wir dann einfach keinen Anreiz (und waren dankbar dafür). Auffallend waren nur noch die Schar von Kunststudenten. Da weiß man zumindest, wohin eine Vielzahl an Steuergeldern fließen werden. Zum Abendessen ging es dann zu Arno’s beim Goethebrunnen gegenüber dem Goethe Wohnhaus (wo auch sonst?!).
Bundesland Nr. 6: Sachsen
Nach soviel Kultur in Weimar wurde es wieder Zeit für etwas Natur. Also ging es in die Sächsische Schweiz nach Lohmen an die Elbe. Hier erreichten wir den östlichsten Fleck unserer Tour von Deutschland. Genauer gesagt: zur Basteibrücke. Diese befindet sich auf einer Felsformationen mit toller Aussicht und einem Freiluftmuseum. Parkplätze sind ausreichend vorhanden und auch für das weitere Wohl, mit Toiletten und Essen, ist gesorgt. Wir haben für den Besuch der Basteibrücke eine gute Stunde gebraucht. Als Wanderer kann man auch gut und gerne einen Tag dort und in der näheren Umgebung verbringen.
Die Bastei ist einfach beeindruckend und die Basteibrücke lässt das Herz eines jeden „Der Herr der Ringe“-Fans höherschlagen. Man erwartet quasi hinter jeder Ecke das Vorspringen eines Uruk-hais und das Folgen von klirrendem Stahl. Zugegebenermaßen sah der ein oder andere Besucher dort wirklich wie ein verkleideter Statist aus einem Film aus – sehr authentisch. Vielen Dank dafür.
Bundesland Nr. 7: Sachsen-Anhalt
Wir hatten was wir wollten und machten uns weiter Richtung Wittenberg (Lutherstadt). Hier kehrten wir zunächst am südlichen Ufer der Elbe in unser MCE Marina-Camp Elbe ein. Die Nacht kostete uns hier zwar üppige 45,-€. Dafür war der Stellplatz, und der Campingplatz an sich, einfach grandios (wenn man das Wort überhaupt in Verbindung mit Camping benutzen darf). Nach den öffentlichen Stellplätzen war das hier wirklich Luxus und zudem kaum besucht.
Wir machten uns fertig und marschierten in die Stadt. Die Entfernung ist sicherlich grenzwertig, aber die ca. vier Kilometer brachten wir in ca. 30 Minuten hinter uns. Vor der Reise reservierten wir uns eine öffentliche Stadtführung bei der örtlichen Touristeninfo und wollten pünktlich um 19 Uhr da sein. Das haben wir auch geschafft. Leider war aber keiner zur Stadtführung anwesend und die Touristeninfo geschlossen. Eine Absage der Führung hatten wir auch nicht bekommen. Schade und hier ein dickes Minus für die verantwortlichen Damen und Herren.
Wittenberg überraschte uns wiederum mit seinen malerischen Straßen und seinem Zentrum. Im Endeffekt besteht die Altstadt aus zwei parallel verlaufenden Straßen (Collegienstraße, die ab dem Marktplatz zur Schlossstraße wird und der Jüdenstraße, die ab dem Markplatz zur Coswiger Straße wird). Im Osten beginnt die Altstadt beim Lutherhaus und geht Richtung Westen bis zur Schlosskirche. Hier wurden auch die 95 Thesen Luthers an die Tore genagelt.
Wir machten also unsere eigene Stadtführung und führten uns zum Ausklang des Tages zum Kartoffelhaus Wittenberg Zum Schwarzen Bären. Das Essen war rustikal und lecker und wir genossen das Altstadtpanorama bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Den Sonnenuntergang nahmen wir noch von der Elbebrücke mit und machten einen Haken hinter Sachsen-Anhalt. Dass diese Nacht dann Regenfälle einsetzen sollten, die ganz Deutschland ins Chaos stürzen sollten, war uns zu diesem Zeitpunkt beileibe nicht bewusst.
Bundesland Nr. 8: Brandenburg (Versuch Nr. 1)
Im Regen verließen wir unseren Campingplatz und fuhren nach Potsdam. Hier wollten wir das Schloss Sanssouci besichtigen. Aufgrund des Wetters war unsere Motivation aber nicht besonders groß, sodass wir uns ohne eine Vorabreservierung einfach auf den Weg dorthin machten und das Schicksal entscheiden lassen wollten, ob wir reingehen oder nicht. Das Schicksal war dann auch ganz leidenschaftslos und ließ uns nicht rein. Aufgrund des großen Andrangs waren keine Tickets spontan zu ersteigern. Also ging es weiter.
Bundesland Nr. 9: Berlin
Für Berlin hatten wir im Vorfeld ganz klar festgehalten, dass wir einfach am Brandenburger Tor vorbeifahren und uns mit einem Bild begnügen. Berlin ist einfach zu groß und spannend, als dass wir versuchen wollten irgendetwas an einem Tag dort zu erkunden. Die Hauptstadt von Deutschland verdient viel mehr Aufmerksamkeit und bekommt diese irgendwann in der Zukunft.
Bundesland Nr. 8: Brandenburg (Versuch Nr. 2)
Also ging es weiter und wir waren wieder in Brandenburg. Da das Schicksal nicht wollte, dass wir uns die Schlossanlage Sanssouci bei Regenwetter anschauen, fuhren wir zur Alternative. Diese passte auch besser zum Wetter und führte uns nach Oranienburg. Wir besuchten die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen. Der Andrang hier war überschaubar und sowohl das Parken wie auch der Eintritt frei. Der Besuch dieses Ortes ist für uns Pflicht und wir waren im Nachhinein froh dahin ausweichen zu müssen. Ein Stück Geschichte, was wohl für immer mit Deutschland in Verbindung bleibt.
Wir hatten zwar keine Führung, konnten uns aber mit einem Übersichtsplan ganz gut auf dem Gelände orientieren. Spätestens nach dem Passieren des Tores mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ legte sich ein Schatten über unsere Stimmung. Die verschiedenen Bereiche des Lagers (alles konnten wir aus Zeitgründen nicht erlaufen) wurden durch Infotafeln erläutert. Bereiche wie der Sammelplatz, wo öffentlich Gefangene am Galgen gehängt wurden (und an Weihnachten ein Weihnachtsbaum stand), das Krematorium (zum Verbrennen der Leichen direkt im Lager) oder auch die Genickschussanlage (den Häftlingen wurde vorgegaukelt, dass die Körpergröße gemessen wird) zeugen von den unmenschlichen Taten der Nazis. Dementsprechend verlief unsere weitere Fahrt in Schweigen.
Bundesland Nr. 10: Mecklenburg-Vorpommern
Mit dem Erreichen der Ostseeinsel Usedom und unserem Ort Koserow erreichten wir auch die Halbzeit unserer Reise durch Deutschland. Koserow ist dabei als weniger überlaufen und touristisch zu bezeichnen wie z.B. das bekannte Heringsdorf mit der längsten Seebrücke Deutschlands. Für unsere Zwecke aber genau das Richtige. Zumal Koserow auch einiges zu bieten hat.
Wie z.B. den Campingplatz Am Sandfeld, der für die nächsten drei Nächte unser Zuhause sein sollte (insgesamt für 117,-€) und uns schließlich vollkommen ins Camperleben eintauchen ließ. Wir können den Campingplatz auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Buchung, der Sanitärbereich wie auch das gesamte Gelände (inkl. der Lage) waren top. So nutzten wir die kurzen Wege für einen Einkauf am Abend und mussten uns schnell im Camper verkriechen, da an diesem Abend die Unwetter wieder einsetzten.
Wozu hat man aber seinen Camper mit Vollausstattung, wenn man hier nicht ganz entspannt den Fahrer- und Beifahrersitz um 180 Grad dreht, das Gas aufdreht und auf dem Herd seine Dose Ravioli zubereitet. Dazu eine Flasche Wein und die Gewissheit sich auf einer unvergesslichen Tour zu befinden. Dass hier aber mit dem Starkregen unser nächstes Ziel sprichwörtlich weggespült wurde, war uns da noch nicht bewusst.
Wir verbrachten den nächsten Tag mit der Erkundung der Umgebung und natürlich dem Gang zur Ostsee. Der direkteste Weg zum Stand führt vom Campingplatz durch den Wald zur Stahlkonstruktion, die den Höhenunterschied wettmacht. Von hier aus spazierten wir Richtung der Seebrücke Koserow die knapp drei Kilometer am Strand und genossen die Meeresbrise.
Den zweiten vollen Tag verbrachten wir dann komplett am Strand und stilecht im Strandkorb. Das Wetter hätte nicht besser sein können und die Sonne brannte erbarmungslos. Der abkühlende Wind war eine Erleichterung und die gekühlten Getränke sowieso. Ein letzter genialer Tag endete so auf Usedom und bescherte uns ein echtes Urlaubsgefühl.
Bundesland Nr. 11: Schleswig-Holstein
An diesem Montag wollten wir eigentlich gemäß unserer Planung die Kreidefelsen auf Rügen besuchen. Wie wir noch auf dem Campingplatz von den aufmerksamen Stellnachbarn erfuhren, war die Straße nach Rügen aber gesperrt. Aufgrund des Unwetters sind zahlreiche Hänge abgerutscht und somit war ein Besuch der Insel nicht möglich. Damit entfiel auch der Abstecher nach Prora, mit dem längsten zusammenhängenden Gebäude der Welt.
So fuhren wir also zum nächsten Stop nach Zingst. Nicht nur der Strand und die Promenade sind hier einen Besuch wert, sondern auch die Seebrücke mit der Tauchgondel. Manchmal ist Timing alles und bei uns versagte das Timing um wenige Minuten, so dass wir nicht zum Vergnügen kamen eine Fahrt mit der Tauchgondel zu genießen. Wir sind uns aber sicher, dass das ein tolles Erlebnis ist. Das nächste Mal also. Die Nacht verbrachten wir diesmal auf keinem Stellplatz, sondern ganz bequem bei Verwandten. Es war jedenfalls eine coole Abwechslung, wobei wir selbstverständlich im Camper übernachteten. Nur eben geparkt auf der Einfahrt.
Für Schleswig-Holstein hatten wir uns im Vorfeld das Wikinger Museum Haithabu ausgesucht. Ca. 1,5 Stunden nördlich von Hamburg gelegen bietet das Museum und Freilichtmuseum mit seiner riesigen Anlage viel Raum für die Freizeitgestaltung. Wir nutzten eine Stunde um durch das Museum (9,-€ pro Person) und die Wikinger Siedlung zu marschieren. Wir sind wahrscheinlich durch unseren Besuch der Museumsinsel Bygdöy in Oslo zu verwöhnt, daher hat uns Haithabu nicht aus den Socken gehauen. Wenn man in der Nähe ist und einen Tag Muße hat, dann kann hier das Museum und das Gelände aber ganz entspannt erkundet werden.
Bundesland Nr. 12: Hamburg
Auf dem Weg in die Hansestadt Hamburg gab es mehrere Möglichkeiten für uns. Analog zu Berlin bietet Hamburg einfach zu viel, um dies in wenigen Stunden zu verarbeiten. Dennoch wollten wir ein gewisses Etwas mitnehmen und dies war die Speicherstadt. Rational betrachtet war der Besuch der Speicherstadt mit dem Camper wenig erfolgsversprechend.
Also suchten wir uns einen Stellplatz für unseren Camper (möglichst in Zentrumsnähe). Dies war dann neben dem Millerntor-Stadion der Fall (auf dem Hamburger Dom Festplatz). Von dort ging es dann mit dem Taxi zur Speicherstadt. Hamburg ist schon eine geile Stadt und nach unserem Insta-Pic ging es zu Fuß wieder zurück zum Camper.
Bundesland Nr. 13: Niedersachen
Nach Hamburg ging es dann nach Niedersachen und in die Lüneburger Heide. Unser Camping-Platz Campingpark Lüneburger Heide in Schneverdiengen war rückblickend der beste Stellplatz, den wir auf unserer Reise hatten. Für 80,- € hatten wir zwei Nächte in diesem Mikrokosmos, wo man nicht genau weiß, ob die Hunde oder die Kinder nerviger waren. Unabhängig der Stimmung, die uns aufatmen ließ beim Verlassen des Stellplatzes, waren die Sanitärräume ein Traum und das Restaurant richtig gut zum Versacken.
Einen ganzen Tag nutzten wir dann um einen Bruchteil dieses Naturschutzgebietes zu erkunden. Empfehlenswert ist hier ein Fahrrad oder ein Pferd. Wir marschierten zu Fuß. An diesem Tag legten wir 15 Kilometer zurück und schafften „nur“ das Pietzmoor. Mit seinem Wechselspiel zwischen Heide und Moor ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Wer Zeit und die Möglichkeit hat sollte sich auf jeden Fall zum Wilseder Berg oder zum Totengrund begeben. Wenn es sich einrichten lässt auch irgendwann zwischen August und September. Denn dann blüht die Besenheide und alles lilafarben auf. Das MArkenzeichen dieses Gebiets in Deutschland.
Bundesland Nr. 14: Bremen
Den vorletzten Tag widmeten wir Bremen. Der Stadt, in die keiner will. Mochte man meinen, wenn man sich im Bekanntenkreis über Bremen unterhielt (also, wenn es nicht um Erstliga-Fußball ging). Im Vorfeld haben wir wirklich wenig Positives über Bremen erfahren und waren umso überraschter als wir dort ankamen. Den Camper parkten wir auf dem Parkplatz Bürgerweide für wenige Euro und spazierten in die Stadt rein.
Unser erstes Ziel waren selbstverständlich die Bremer Stadtmusikanten, nach einem Märchen der Gebrüder Grimm, am Bremer Rathaus. Das Rathaus war dann gleich das nächste Highlight. Das UNESCO Weltkulturerbe ist ein imposantes Bauwerk der Gotik und fast 700 Jahre alt. Quer über den Marktplatz gelangten wir auf die Schüttingstraße und anschließend in die Böttcherstraße. Die gut 100 Meter lange Gasse imponiert mit ihren Gebäuden. Das Schlendern ist eine wahre Erkundung der Details, die einem beim erstmaligen Durchqueren nicht sofort alle auffallen. Ein Erlebnis.
Bundesland Nr. 15: Nordrhein-Westfalen
Unsere Fahrt setzen wir Richtung Nordrhein-Westfalen fort und begaben uns zu unserem letzten Camping-Platz, dem Ferienpark Teutoburgerwald in Barntrup. Der Platz selbst ist sehr diszipliniert geführt und sehr beschaulich gelegen. Für die Nacht bezahlten wir 47,- € und hätten gerne auch mehr Nächte dort verbringen können. Die meisten Besucher kamen übrigens aus den Niederlanden, was der Atmosphäre keinen Abbruch tat.
Unser Ziel in NRW war aber nicht der tolle Camping-Platz, sondern die 30 km entfernten Externsteine in Horn-Bad Meinberg. Die beeindruckende Felsformation kann nicht nur in eine Wanderung eingebaut, sondern auch selbst bestiegen werden. Viele Geschichten, Mythen und Legenden umschweben dieses Schauspiel in der Natur. Über Jahrhunderte entwickelten sich diese bis zu 40 m hohen Felsen und gewannen mehr an Bedeutung. Die insgesamt vier Felsen verfügen über verschiedene Ecken und Bereiche, die von der Geschichte und der damaligen Besiedlung geprägt wurden.
So u.a. das offene Felsengrab, das Kreuzabnahmerelief aus dem 12. Jahrhundert, die Aussichtsplattform oder auch die Höhenkammer mit der Altarnische. All diese Bereiche stellen die Wissenschaft heute noch vor Rätsel und sorgen so indirekt für den Mythos, der Besucher förmlich anzieht (so auch uns). Ein tolles Ausflugsziel bietet sich hier dem Interessierten. Rund um die Felsformation gibt es noch Wanderrouten, um den Besuch abzurunden.
Bundesland Nr. 16: Hessen
Unseren Abschluss der Tour durch Deutschland bildete dann Hessen, eines der schönsten Bundesländer. Genauer gesagt unsere Heimatstadt Frankfurt mit dem Highlight Römerberg. Der Rathausplatz ist das Zentrum der Altstadt und das Wahrzeichen Frankfurts (wenn nicht sogar ganz Hessens durch die Treppengiebelfassaden der historischen Gebäude). Im Kontrast zu den glanzpolierten Hochhäusern bildet der Römerberg mit dem Rathaus (Römer) aus dem 15. Jahrhundert den historischen Teil dieser internationalen Stadt. Nicht nur Touristen tummeln sich hier im Wohnzimmer Frankfurts, sondern auch Einheimische.
So endete unsere Camper-Tour durch Deutschland, die uns einiges abverlangte. Der Reiz mit den 16 Bundesländern war genau das Richtige und wir verspüren auch ein gutes Stück Stolz, in einem so vielschichtigen Land leben zu dürfen. Von den Bergen durch die Wälder über Heiden und Felder bis zum Meer und zurück. Das macht Laune auf mehr und sorgt für Reiselust. Das Experiment mit dem Camper ist voll aufgegangen. Sicherlich braucht es keine weltweite Pandemie mehr, um uns wieder in ein Wohnmobil zu bringen. Wir könnten jedenfalls morgen wieder losfahren.
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