Essen ist immer eine Reise wert. Die Kultur- und Einkaufshauptstadt mitten im Herzen des Ruhrpotts war unser Tagesziel an einem klaren und sonnigen Samstag im November. Da ich selber in Essen eine Zeitlang wohnte konnte ich meiner Reisegruppe an diesem Tag die schönsten Ecken präsentieren. Essen und das Ruhrgebiet erscheinen vielleicht nicht auf Anhieb als reizvolle Ausflugsziele. Wer die Stadt aber richtig kennenlernt, wird nicht nur einen Teil der deutschen Geschichte hautnah erleben, sondern das Besondere an den Menschen dort zu schätzen lernen.
Kohle, Kohle, Kohle
Das mit dem Bergbau hat sich ja bekanntermaßen erledigt im Ruhrgebiet. Schaut man sich aber um, sieht man noch die Zeichen der Zeit in Form von Halden, die emporschauen. Viele dieser künstlichen Hügel werden umgenutzt. So auch die Halde Beckstraße in Bottrop mit ihrer bereits von weitem erkennbaren Tetraeder-Skulptur. Erreichbar ist der Gipfel und die Skulptur über die Direttissima-Treppe mit 350 Stufen oder über einen schlangenförmigen Gehweg. Das Stahlkunstwerk ist 60 Meter hoch und setzt Schwindelfreiheit voraus. Drei Plattformen erreicht der mutige Besucher über die teils frei schwebende Konstruktion. Als Bonus ist die oberste Plattform auch leicht schräg. Oben angekommen wurden wir mit einem tollen Rundumblick über das Ruhrgebiet belohnt.
Essen? Wie ein Manta Manta Film!
Während meiner Zeit in Essen habe ich mich manchmal gefühlt wie in einem Manta Manta-Film. Hier ein alter GTI, dort ein Vokuhila und natürlich die Dauerwelle bei der Kassiererin nicht zu vergessen. Die Menschen machen ihr Ding und sind dabei authentisch. Bevor wir also mitten in die Stadt eintauchten, besuchten wir aber zunächst noch das UNESCO-Welterbe Zollverein. Wenn ihr nur einer Sache im Ruhrgebiet huldigt, dann ist das die Zeche Zollverein (nach einem Besuch des Fußballtempels in Dortmund – versteht sich). Am besten vergleichbar mit dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
Das Areal ist riesig und an einem Tag nicht zu besichtigen. Unterteilt ist es in die Kokerei und die Zeche mit dem berühmten Förderturm des Schachts XII. Empfehlenswert für einen zeitlich limitierten Besuch ist das Ruhr Museum in der alten Kohlenwäsche. Hier bekommt ihr für einen fairen Eintritt von 8,- € über vier Ebenen, dem Panoramadach sowie dem Portal der Industriekultur alles über die Region vermittelt. Der Eingang wird übrigens über die größte freistehende Rolltreppe Deutschlands erreicht.
Essen? Pommes Schranke!
Die Innenstadt in Essen lässt die Herzen jeder Shopping Queen höher schlagen. Die Shopping-Adresse Nr. 1 ist hier der Limbecker Platz. Auf über 70.000 Quadratmeter findet ihr alles was ihr braucht (oder auch nicht braucht). Aus dem Limbecker Platz raus geht es auf die Limbecker Straße und somit in die Innenstadt bis zur kreuzenden Kettwiger Straße. Hier steht der Essener Dom, der einen Blick wert ist. Nicht nur aufgrund der ältesten Marienfigur der Welt (der Goldenen Madonna) aus dem Jahre 980.
Auf dem Kennedyplatz kann man im Sommer in diversen Cafès verweilen. An diesem Samstag gönnten wir uns den ersten Glühwein auf dem Essener Weihnachtsmarkt. Dieser hat seinen Schwerpunkt auf dem weitläufigen Kennedyplatz. Schlängelt sich aber auch durch die Fußgängerzone. Da ca. 90 Prozent des Essener Stadtkerns während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden sind, lassen sich hier wenige historische Gebäude finden. Eines davon ist das Grillo-Theater von 1892. Wer es digitaler mag, kann wenige Meter weiter in die Lichtburg. Mit seinen 1250 Sitzplätze Deutschlands größtes Kino. Wer Kino klassisch und stilvoll erleben will, sollte hier mal bei Gelegenheit rein. Jeden letzten Samstag im Monat gibt es zudem Führungen durch diesen denkmalgeschützten Filmpalast.
Essen: Ruhrpott Romantik
Einmal durch den Hauptbahnhof und über die A40 und schon befindet wir uns im hippen Südviertel Essens. Hier findet sich nicht nur meine alte WG-Wohnung wieder, sondern die beste Cocktailbar der Welt – Daktari. Rund um den Isenbergplatz gibt es weitere Unikate an Cafès und Bars oder beidem. Die Goldbar ist hier ein solches Schmuckstück (Paradies & das gefällt das).
Weiter westwärts über die Ausgehmeile (Rüttenscheider Straße) gelangen wir zum Museum Folkwang. Der Eintritt zu den Kunstsammlungen ist frei und bietet Einblicke vor allem in die Moderne Kunst mit ihren unterschiedlichen Stilrichtungen des Impressionismus, Expressionismus und des Surrealismus. Das Museum liegt nicht weit vom Grugapark entfernt. Hier ist ein Aufenthalt besonders im Sommer ein Erlebnis.
Im Süden der Stadt findet sich der Baldeneysee als Ruhrstausee. Für Baden und Wasseraktivitäten ist gesorgt und eine nette Abwechslung zum Stadtleben geboten. Die Villa Hügel aus dem 19. Jahrhundert des ehemaligen Industriellen Alfred Krupp thront über dem See. Die Villa und der Park können und sollten besichtigt werden als ein Symbol des Glanzes der Industrialisierung Deutschlands.
Damit endete auch unser Tagesbesuch der Ruhrmetropole und Essen und wir zogen zufrieden wieder Richtung Hessen. Lust auf weitere Erkundungen in Deutschland? Dann lest hier weiter.