Rügen, ganz weit oben im Nordosten von Deutschland, stand schon etwas länger auf unserer Reiseliste. Genau genommen wollten wir Rügen auf unserer Deutschlandtour bereits besuchen. Leider machte uns damals ein heftiges Unwetter einen Strich durch die sorgfältige Planung. Aber wie wir wissen, ist Aufgeschoben nicht Aufgehoben – und nun ist es soweit.
Im folgenden Artikel lest ihr, welche Sehenswürdigkeiten euch auf Rügen erwarten. Wie ihr euch vor Ort bewegt, wo ihr schöne Fotospots findet und wie ihr dorthin kommt. Einfach ausgedrückt: Wie ihr ein tolles langes Wochenende voller Momente auf der Insel verbringen könnt. Hier* findet ihr übrigens noch weitere Inspirationen.
Weite grüne Felder, eine leichte Brise und Sonnenschein. So empfang uns Deutschlands größte Insel Rügen im Frühsommer. Unser erster Stop auf der Insel war die Stadt Putbus. Ein hübsches, kleines Städtchen mit einem beeindruckenden Kreisverkehr. Dem Circus, in dessen Mitte der Obelisk 21 Meter in die Höhe ragt. Der Obelisk wurde 1845 zu Ehren des damaligen Fürsten zu Putbus, Wilhelm Malte I., errichtet. Der Kreisverkehr ist umsäumt von weißen Häusern, erbaut im Stil des Klassizismus, aus dem 19 Jahrhundert; teilweise saniert, teilweise leerstehend und auf Renovierung wartend. In jedem Fall lebt hier noch die Eleganz und der Wohlstand der vergangenen Tage weiter.
Grüne Felder, weiße Villen, lange Strände
Von Putbus aus ging es weiter nach Binz. Das schicke Seebad Binz, mit seiner kilometerlangen Strandpromenade versprühte bereits bei unserer Ankunft pures Urlaubsfeeling. Hier bezogen wir unsere Unterkunft für die kommenden Nächte – das Hotel Vier Jahreszeiten*. Sehr zentral gelegen, erwarteten uns ein geschmackvoll eingerichtetes und zweckmäßig ausgestattetes Zimmer sowie ein Valet Park-Service. Der Stellplatz in der Tiefgarage für 12 EUR pro Tag ist absolut notwendig, da keine öffentlichen Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung zu finden sind. Neben dem nordischen Charme des Hauses konnte das Frühstücksbuffet bei uns punkten. Es blieben keine Wünsche offen.
Das Seebad Binz liegt in der Binzer Bucht, einem fünf Kilometer langen Sandstrand. Als erstes fällt einem der lange Steg in die See hinaus ins Auge. Rechterhand sind in der Ferne die Kreidefelsen bereits zu erkennen. Läuft man den Steg entlang und dreht sich in Richtung Strand, erwartet einen der grandiose Anblick der Binzer Küstenfront. Mit dem ansehnlichen Binzer Kurhaus, das sofort ins Auge sticht. Beim Abendessen (Peter Pane) genossen wir den Ausblick auf das Meer, bevor wir vom Steg aus den Sonnenuntergang beobachteten. Sobald die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind wird es frisch an der Ostsee. Gut eingepackt besuchten wir noch Willie‘s Strandbar. Hier kann man Cocktails mit den Füßen im Sand bis spät abends genießen.
Wo Kreidefelsen mit dem Horizont verschmelzen
Am nächsten Tag starteten wir ganz im Norden, am Kap Arkona. Von Binz aus fährt man gute 40 Minuten und parkt in Putgarten auf einem Großparkplatz (pauschal 7 Euro pro Tag). Souvenirlädchen, Imbissbuden und kostenfreie WC‘s sind hier ebenfalls vorhanden. Am Kap selbst kann man als Besucher nicht parken. Nun gibt es zwei Möglichkeiten das Kap Arkona zu erreichen: Die Erste wäre zu Fuß oder alternativ mit Fahrrad. Die zweite Möglichkeit der Shuttlebus (Kosten: 5,- € p.P.). Zu Fuß ist man ca. 30-40 Minuten unterwegs. Das Shuttle hält an zwei weiteren Zwischenstops: Im Dorf Putgarten, an einem kleinen Platz mit Restaurants und noch einmal kurz vor dem kleinen Örtchen Vitt, mit nur 18 Einwohnern. Die Fahrt mit dem Shuttle dauert ca. 15 Minuten. Für die Rückfahrt steht am Kap Arkona alle 15 Minuten ein Shuttle bereit. Wir haben uns für das Shuttle entschieden.
Am Kap Arkona angekommen erwartet einen eine malerische Landschaft, charakterisiert durch die Überreste der Jaromarsburg aus dem 9. Jahrhundert und des Slawischen Burgwalls entlang der Steilküste. Da es fortwährend zu Landabbrüchen des Hochuferkliffs kommt, sieht man zum größten Teil nur noch die Überreste des Burgwalls. Die Anlagen können daher nicht besucht werden. Das Augenmerk am Kap fällt jedoch sofort auf die drei Türme. Linker Hand zwei Leuchttürme und rechter Hand der Peilturm. Alle drei Türme haben eine Aussichtsplattform.
Die fesselnde Ruhe der Natur
Wir starteten mit dem 1927 errichteten Peilturm. Die Aussichtsplattform erreicht man nach 111 Stufen und sie ist für 3 EUR pro Person zu erklimmen. Oben angekommen kann ein herrlicher Ausblick über die Landschaft der Halbinsel Wittow genossen werden.
Nach dem Peilturm steuerten wir zunächst einen ausgeschilderten Aussichtspunkt an, den wir nach ca. 400 Metern erreichten. Hier gibt es auch einen Strandzugang über recht steile Stufen. Der Ab- und Aufstieg lohnt jedoch. Von unten hat man einen tollen Blick auf einen Teil der imposanten Steilküste.
Ausblick soweit das Auge reicht
Zurück zum Kap Arkona geht es vorbei am Peilturm und hin zu den Leuchttürmen. Eine beliebte Hochzeitslocation. Das Museum und die Aufstiege hier haben wir uns erspart und spazierten weiter in Richtung Kap. Nach einem kurzen Spaziergang durch ein Wäldchen eröffnet sich einem das Kap Arkona. Auch hier führen Treppen die Steilküste hinunter, zum wirklich nördlichsten Punkt der Insel – dem Siebenschneiderstein. Hier kann man Zeit verbringen, herumwandern und Wind genießen. Oder auch einfach sein Foto knipsen und sich auf zum nächsten Highlight der Insel zu machen – dem Königsstuhl und den Kreidefelsen.
Geparkt haben wir erneut auf einem Großparkplatz; dieses Mal in Hagen (Parkgebühr für die erste Stunde ist 1 Euro, jede weitere Stunde 2 Euro, jedoch maximal 7 Euro zahlt man hier.)
Auch steht man vor der Entscheidung: Laufen/radeln oder Shuttle. Wir haben uns für das Shuttle (Buslinie 19) entschieden für 3,80 Euro. Bewusst haben wir uns gegen das stark beworbene Kombiticket entschieden für 36 Euro für 2 Personen. In diesem Ticket wäre neben der Busfahrt der Eintritt zum Skywalk auf dem Königsstuhl inkludiert gewesen. Diese „Rentnerrampe“ haben wir uns jedoch gespart und sind 500 Meter weiter zur Viktoria Sicht gewandert. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf den bekanntesten der Kreidefelsen entlang der Küste: den Königsstuhl. Und das Beste: Ohne weitere Eintrittsgebühr. Der Weg ist zwar kurz, aber steil und für Menschen die nicht gut zu Fuß sind eher ungeeignet. Der Anblick der majestätischen, weißen Felsen, die in das dunkelblaue Meer übergehen ist faszinierend.
Klassischer Zauber, malerische Gärten, brachiale Architektur
Im Anschluss ging es zu den Ruinen von Prora („KdF – Kraft durch Freude“). Niemals komplett fertiggestellt sollte es da längste zusammenhängende Gebäude der Welt werden, entlang der feinsandigen Binzer Bucht. Aufgeteilt in einen Nord- und Südflügel erstreckt sich das Gelände über etwas mehr als 4,7 km. Der Nordflügel wurde bis auf einige Fundamente und einzelne Gebäude nicht ausgebaut. Ein Fototip: Das nördlichste Stück wurde als Hochbau fertiggestellt und ist als Ruinen von außen zu besichtigen. Geparkt wird am besten auf dem “Strand und Ruinen Parkplatz”, in fußläufiger Nähe. Entlang des nördlichen Teils von Prora finden sich mehrerer Strandzugänge und Museen, die besichtigt werden können.
Unser nächstes Ziel war das Dokumentationsentrum in Prora, das im geplanten Herzstück der Anlage zu finden ist. Hier wird in den Original-Räumlichkeiten auf mehreren Eben die Geschichte Proras und der damaligen Zeit aufgearbeitet. Ein absoluter Pflichtbesuch auf Rügen. Die gigantischen Ausmaße dieser Anlage sind schwer in Worten zu fassen und durchaus sehr beeindruckend. Der südliche Teil der Anlage wurde fertiggestellt bevor der zweite Weltkrieg die Pläne für dieses Bauvorhaben zu einem jähen Stop brachte. Arbeiter sowie Baustoffe wurden anderenorts benötigt und die Gebäude zum größten Lazarett Deutschlands umgerüstet.
Heute ist dieser südliche Teil Proras komplett saniert und zu Wohnungen und Ferienunterkünften umgebaut. Kleine Cafés und Lädchen reihen sich an der neu entstandenen Promenade aneinander.
„MACHTUrlaub“
Der Parkplatz des Dokumentationszentrums liegt direkt vor dem Gebäudeteil und ist, wie eigentlich alle Parkplätze auf Rügen, kostenpflichtig. Für einen Besuch sollten mindestens 1.5 Stunden eingeplant werden. Schier erschlagen von der gigantischen Dimensionen, dem historischen Exkurs und dem rauen Seeklima, ging dieser erste volle Tag auf Rügen zu Ende.
Mit dem Bootshaus Binz fanden wir das perfekte Restaurant zum Abschluss des Tages. Bei uriger Fischerdorf-Atmosphäre, ließen wir bei einem Sanddorn-Spritz und leckerem Fisch den Tag Revue passieren bevor wir uns durch den stürmischen Abend zurück ins Hotel begaben.
Rügen: Von der See in den Wald
Der dritte Tag auf Rügen begrüßte uns erneut mit strahlendem Sonnenschein, und einer steifen Brise. Unser erstes Ziel war die malerische Seebrücke Sellin. Gegen 10 Uhr am Morgen parkten wir in der Nähe der Promenade. Es ist sehr zu empfehlen früh, d.h. vor 11 Uhr hier anzukommen, denn es wird voll. Nach einem kurzen Spaziergang durch die malerischen Straßen Sellins, kommt man zur Seebrücke. Der Anblick von oben ist traumhaft und wahrscheinlich DAS Fotomotiv auf Rügen. Und das auch verdient. Wie ein weißes Märchenschloss auf dem Meer liegt es umgeben von tosendem blauen Wasser vor der Küste.
Hinter der Seebrücke liegt die Tauchgondel Sellin. Alle 45 Minuten taucht die Gondel hinunter in die Ostsee und es kann die Unterwasserwelt bestaunt werden. Auf Grund der schlechten Wetterverhältnisse, d.h. dem zu starken Wellengang, konnte die Gondel an diesem Tag leider nicht abtauchen. Entlang der Ostseeküste gibt es insgesamt vier Tauchgondeln, unter anderem in Zingst.
Anschließend bummelten wir kurz durch die schönen Straßen bevor wir uns zu unserem nächsten Ziel aufmachten – dem Jadschloss Granitz. Nur wenige Kilometer außerhalb von Binz liegt dieses schmucke Jagdschloss im Wald versteckt. Einst diente es der Fürstenfamilie als Sommerresidenz, wurde jedoch für die Fürstenfamilie zur Heimat auf Zeit, als ihr Kurschloss in Putbus den Flammen zum Opfer fiel. Der Parkplatz für das Jagdschloss ist gut ausgeschildert. Wir zahlten 6 Euro Parkgebühr für ca. 2.5 Stunden Aufenthalt. Von hier aus erreicht man das Jagdschloss nach einer leichten Wanderungen in etwa 40 Minuten. Wer nicht gut zu Fuß ist kann auch den angebotenen Shuttle in Anspruch nehmen. Die Wanderung ist jedoch sehr empfehlenswert. Auf dem Weg können nämlich zwei weitere Highlights von Rügen bestaunt werden.
Rügen: Tschu, Tschu – und Ahoi
Das erste ist der Rasende Roland. Eine Schmalspurbahn mit Dampflok, die die Städte Putbus und Göhren verbindet und heute hauptsächlich als Touristenzug genutzt wird. Nach ca. 15 Minuten wandern kreuzen die Schienen die Wanderroute und kurz darauf erreicht man auch die Zughaltestelle Jagdschloss Granitz. Hier ist ein toller Fotospot um den Rasenden Roland abzulichten. Nach weiteren 5 Wanderminuten muss man etwas die Augen offenhalten, denn wie wir feststellten liefen die meisten Touristen nichtsahnend an der nächsten Sehenswürdigkeit vorbei. Nur etwa 20 Meter abseits des Wegs steht der Märchenwald-Baum. Zwischen den schnurgeraden Bäumen, die ihn umgeben, sieht dieser verwundene und verästelte Baum aus, als wäre er die Vorlage zahlreicher Sagen und Geschichten. Wirklich verrückt, was die Natur manchmal so macht.
Nach weiteren 15 Minuten blitzt das Jagdschloss schon durch die Bäume hindurch. Das Schloss ist nicht nur von außen schön anzusehen. Im Innern ist es sehr gut erhalten und als Museum ausgebaut. Für 6 EUR pro Person kann das Schloss besichtigt werden. Neben einigen Gemälden, Skulpturen und der Einrichtung der ehemaligen Besitzer, kann der mittlere Turm bestiegen werden. Im Inneren des Turms ist eine Eisentreppe befestigt, die sich bis in die Spitze des Turms schlängelt. Wunderschön anzusehen, ist der Auf- und Abstieg jedoch nichts für Höhenangst-Geplagte.
Rügen: Wo die Zeit in Wellen verblasst
Nach all den Eindrücken kann rund um das Jagdschloss noch verweilt werden. Neben einem Biergarten und einem Imbissstand mit Snacks und Getränken, ist auch ein Restaurant vor Ort. So kann der Rückweg gestärkt gemeistert werden. Am frühen Nachmittag erreichten wir wieder Binz. Die Sonne strahlte und auch der stetig starke Wind konnte uns nicht von unserem Vorhaben abbringen, noch einmal stilgerecht den sonnigen Nachmittag im Strandkorb zu verbringen und in der Ostsee zu baden – oder zumindest mal die Fußspitzen ins frische Meer zu halten.
Mit den letzten warmen Sonnenstrahlen packten wir unsere Strandtasche um in Richtung unseres letzten Abendessens auf Rügen (Hotel Restaurant Villa Neander*) zu marschieren. Anschließend entschlossen wir uns noch einmal den wunderschönen Sonnenuntergang vom Steg des Seebad Binz aus zu beobachten. Da ein Eis zum Abschluss eines sonnigen Strandtages nicht fehlen darf, gönnten wir uns auf dem Heimweg noch eine Kugel Sanddorn-Eis beim Eiscafé Rialto.
Und so treten wir glücklich und zufrieden die Heimreise an. Die Haare vom Wind zerzaust und vom Meerwasser verklebt, die Nasenspitze von der Sonne verbrannt, und mit mindestens genauso vielen Eindrücken und Erinnerungen wie Sand zwischen den Zehen.
Wenn ihr mehr über Sehenswürdigkeiten in Deutschland erfahren möchtet, lest hier weiter.
FAQs
– Putbus
– Ostseebad Binz
– Kap Arkona
– Königstuhl (Kreidefelsen)
– Ruinen von Prora
– Seebrücke Sellin
– Tauchgondel Sellin
– Jagdschloss Granitz
– Rasende Roland
– Märchenwaldbaum
Die Insel Rügen ist leicht mit dem Auto über die Rügenbrücke von Stralsund aus erreichbar. Das Auto kann sehr gut auf der Inseln genutzt werden um von A nach B zu kommen.
In Binz und Sellin bekommt ihr tolle Orte mit tollen Stränden. In Kap Arkona im Norden tolle Natur.
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