Das alte Polizeipräsidium: An einem kalten, nassen Dezembervormittag sammelten sich etwa 30 neugierige Teilnehmer vor den eindrucksvollen, wenn auch teils verfallenen Mauern des alten Polizeipräsidiums Frankfurt. Bereits von außen strahlt das historische Gebäude an der Friedrich-Ebert-Anlage eine mysteriöse Aura aus – der perfekte Schauplatz für eine „Lost Place“-Führung. Unter der Leitung von Angelika Angermeier, einem erfahrenen Tour-Guide von Frankfurter Stadtevents, tauchten wir knapp zwei Stunden in die Geschichte und Geheimnisse dieses einzigartigen Ortes ein.
Altes Polizeipräsidium: Der Beginn einer Reise in die Vergangenheit
Pünktlich um 11 Uhr begann die Tour. Angelika Angermeier begrüßte die Gruppe herzlich und versorgte uns mit den notwendigen Bauhelmen, um sicher durch das verfallene 15.000 Quadratmeter (ca. 2 Fußballfelder) umfassende frankfurter Areal zu gelangen. Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte des Gebäudes. Das um 1914 erbaut wurde. Betraten wir die einst so mächtigen Mauern. Die kühle, feuchte Luft und der Geruch von altem Putz und Holz vermittelten sofort das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu werden.
Altes Polizeipräsidium: Ein Ort voller Geschichte und Geschichten
Das alte Polizeipräsidium diente über Jahrzehnte als Zentrale für Polizei und Verwaltung und war Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude stark beschädigt, später jedoch wiederaufgebaut. Bis 2002 war es in Betrieb, bevor es schließlich geräumt wurde und seitdem dem Verfall preisgegeben ist. In der Zwischenzeit wurde das Gebäude zeitweise als Filmkulisse (Tatort) und für Kunstprojekte (u.a. für Clubs und auch Open-Air-Kino) genutzt. 2018 wurde es an einen Investor verkauft. Pläne für eine Revitalisierung liegen vor.
Angelika führte uns durch die verlassenen Büros, ehemalige Zellen und zum imposanten denkmalgeschützen Bereich mit der Doppeltreppe. Sie erzählte von der einstigen Bedeutung des Präsidiums und von spannenden Details wie ungeklärten Fällen oder der gravierenden Parkplatzsituation vor Ort. Beeindruckend war der Besuch des ehemaligen großen Sitzungssaals sowie des Büros des Polizeipräsidenten mit seinen hohen Decken und den Doppelfluren – ein verblassender Zeuge vergangener Pracht.
Zu den bekanntesten Fällen, die hier bearbeitet wurden, zählen unter anderem die ungeklärten Fälle der Prostituierten Helga Matura und Rosemarie Nitribitt sowie des Serienmörders Arthur Gatter, der Obdachlose mit einem Hammer ermorderte. Diese Geschichten lassen die dunkle Vergangenheit des Gebäudes noch lebendiger erscheinen.
Altes Polizeipräsidium: Die Faszination des Verfalls
Die Atmosphäre des Gebäudes ist schwer in Worte zu fassen: Überall bröckelnder Putz, eingeschlagene Fenster und graffitibedeckte Wände. Angelika erklärte, dass das alte Präsidium mittlerweile ein beliebtes Ziel für Urbexer (Urban Explorer) ist, die den Charme solcher vergessenen Orte lieben. Doch offiziell darf das Gebäude nur im Rahmen solcher Führungen betreten werden – ein zusätzlicher Grund, an dieser einzigartigen Tour teilzunehmen.
Organisatorisches und Fazit
Die Tour dauerte knapp zwei Stunden, variierend je nach Gruppengröße, und kostet 26 Euro pro Person. Die Teilnahme war perfekt organisiert: Neben den Sicherheitsanweisungen, die klar kommuniziert wurden und notwendig sind, da einige Bereiche des Gebäudes aufgrund des Zustands nur vorsichtig betreten werden konnten. Wurden im Vorfeld alle notwendigen Dinge wie sicheres Schuhwerk, Taschenlampen und das zu unterschreibende Fomulare deutlich gemacht. Die Gruppe war bunt gemischt, von Geschichtsfans bis hin zu neugierigen Einheimischen und Touristen, was die Atmosphäre zusätzlich bereicherte.
Am Ende der Führung, wieder im Freien, bedankte sich Angelika herzlich bei allen Teilnehmern. Trotz des kalten Wetters hatten wir uns von der faszinierenden Welt dieses Lost Places fesseln lassen und gingen mit vielen neuen Eindrücken und spannenden Geschichten nach Hause. Für alle, die sich für Geschichte, Architektur oder den morbiden Charme vergessener Orte interessieren, ist „Lost Places FFM – Die Führung hinter die Kulissen des alten Polizeipräsidiums“ ein absolutes Muss – wer weiß wie lange noch.
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Derzeit (Stand 2024) ist es noch offen. Der Investor ist insolvent gegangen. Ein Entwurf liegt aber vor für die Revitalisierung des Geländes.
Es hatte ca. Platz für 1.000 Mitarbeiter.
1911 bis 1914