Silvester verbringen im kleinen Frankreich
Es ist jedes Jahr irgendwie doch das gleiche Spiel. Die Vorweihnachtszeit setzt viele unter Geschenke-Einkaufsstress und die Planungen der Feiertage bedarf aller Aufmerksamkeit. Ist Weihnachten schließlich um und man findet etwas Zeit um durchzupusten, wird einem bewusst, dass Silvester ja vor der Tür steht und was macht man nun am Jahresausklang?! Seit Jahren versuche ich dieses Spiel zu vermeiden und plane mein Silvester zeitig im Voraus. Nicht um im neuen Jahr sagen zu können, wie toll mein Silvester war, sondern um nicht bei dem Versuch etwas Besonderes an Silvester zu machen zu scheitern und mich letztendlich beim Raclette, in einem überteuerten Restaurant oder in der Disco wiederzufinden.
Es ist der Versuch was anderes zu machen als alle anderen. Und so fiel diesmal die Entscheidung auf Frankreich und die schöne Stadt Straßburg – dem offiziellen Sitz des Europäischen Parlaments. Für uns mit dem Auto bequem zu erreichen ging es also zum Jahresausklang für zwei Tage ins Elsass.
Da man irgendwo starten muss, um anzukommen, war unser erstes Ziel das Parkhaus P2 Cinéma, das zwischen dem Kino und dem Einkaufscenter Rivetoile unweit unseres Hotels lag. Da unsere Unterkunft keine Parkplätze zur Verfügung hatte mussten wir auf dieses öffentliche Parkhaus ausweichen. Dies machte im Endeffekt nicht viel aus. Der Wagen stand sicher und gut geschützt gegen die Böller und Raketen. Der Weg zum Hotel betrug keine fünf Minuten und die Kosten hielten sich mit 10,- € pro 24 Stunden absolut in Grenzen.
Gut angekommen war unser erstes Ziel das Palais Rohan (Rohan-Palast) in der Altstadt Straßburgs. Der Weg dahin wurde mühelos zu Fuß in ca. 20 Minuten gemeistert. Der Bau ist sehr beeindruckend mit seiner barock-architektonischen Gestaltung. Im Palast finden sich drei bedeutende Museen: das Archäologische Museum, das Kunstgewerbemuseum sowie das Museum für schöne Künste.
Wir ließen die Museen aus mangelndem Interesse links liegen und genossen den imposanten Anblick auf das Straßburger Münster, das sich genau gegenüber des Palais Rohan befindet. Der Vorteil Straßburg als Ziel für einen Aufenthalt zwischen den Jahren zeigt sich nämlich am Vorhandensein des Weihnachtsmarktes, der bis einschließlich des 30.12. offen hat und so die gesamte Altstadt in einem stimmungsvollen und festlichen Glanz erscheinen lässt.
Am Münsterplatz befindet sich auch das Maison Kammerzell. Dieses historische Gebäude bietet ein Hotel und ein Restaurant. Vor allem ist das Fachwerkhaus aber für seinen Originalzustand aus dem 15. Jahrhundert berühmt und bekannt. Mit einer imposanten Schnitzfassade bietet es eine geeignete und beliebte Anlaufstelle für Touristen.
Rechts neben dem Maison Kammerzell findet sich die Touristeninformation, die wir sogleich aufsuchten. Für 1,50 € statten wir uns mit einer Stadtkarte aus und erkundigten uns nach Tasty Trips – einem kulinarischen Spaziergang durch Straßburg. Leider mussten wir aber erfahren, dass im Dezember diese Touren nicht möglich sind. Schade eigentlich, denn die Idee klang sehr interessant. So zogen wir ein Haus weiter und merkten uns eine Bootsfahrt für den folgenden Tag vor. Die aufgrund von Hochwasser aber in das selbige zu fallen drohte.
Auf unserem Spaziergang durch die schick und fast an Kitsch grenzend geschmückten Gassen der Straßburger Altstadt kamen wir zum Place Kléber. Benannt nach dem aus Straßburg stammenden gleichnamigen General bietet der Platz mit seinem Weihnachtsbaum und seiner Fläche einen perfekten Rahmen für eine Menschenansammlung, wie z.B. zum Jahresausklang. Zudem lassen sich rundum des Platzes zahlreiche Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten finden.
Wir merkten uns den Platz vor und zogen weiter Richtung Thomaskirche. Wer sich für Kulturgeschichte und Architektur interessiert findet hier genug Nahrung. Zudem kann im Inneren die beeindruckende Orgel von Johann Andreas Silbermann bewundert werden, auf der bereits Mozart gespielt hat. Wir begnügten uns mit ein paar Fotos und setzen unseren Rundgang fort.
Im kleinen und bezaubernden Gerberviertel im Stadtteil La Petite France am Ufer der Ill bieten viele Restaurants Möglichkeiten zum Verweilen. Zudem bietet der Fluss Ill mit seinen Kanälen malerische und verträumte Momentaufnahmen. Tolle und schöne Fachwerkhäuser reihen sich entlang der Gassen, wie z.B. auf der Rue du Bain-aux-Plantes.
Unweit der Kanäle bietet die Barrage Vauban eine gute Aussicht auf Petite France. Diese Schleusenbrücke bzw. Schutzwall zum ehemaligen Schutz gegen feindliche Truppen bietet auf der zweiten Ebene eine Terrasse und unten u.a. ein öffentliches WC (muss auch mal sein).
Um sich etwas auszuruhen fanden wir uns im Le Raven Café ein. Ein sehr schickes und gemütliches Lokal für Flammkuchen und Bier bzw. Cappuccino. Wir blätterten durch unsere Touristenunterlagen und stießen auf L’Aubette 1928 – denkmalgeschützte Räume nach Entwürfen und Gestaltung der zwanziger Jahre. Diese Räume wurden von den Künstlern Theo Van Doesburg, Jean Arp und Sophie Taeuber-Arp kreiert.
Da der Eintritt kostenfrei ist und sich die Räume am Place Kléber befinden, spazierten wir hin. Beim Eintritt gibt es noch einen kostenlosen Audioguide und man kann sich die Räumlichkeiten mit den zugehörigen Erklärungen anschauen. Faszinierend an L’Aubette 1928 ist die Tatsache, dass die Räume aus den Zwanzigern sind, aber so aussehen wie aus den Sechzigern.
Danach war die Zeit gekommen in unsere Unterkunft zu gehen. Schnell die Taschen aus dem Auto geholt und nach ein paar Minuten konnten wir in das Okko Hotels Strasbourg Centre einkehren. Dieses Hotel liegt in einem Neubaugebiet zwischen Kanälen und besitzt eine noch akzeptable Entfernung zur Innenstadt. Das Hotel hat uns sehr überrascht und ist von der Einrichtung und Gestaltung der Räume ganz große Kunst. Wir würden jederzeit wieder dort übernachten.
Ein großes Highlight hierbei ist der Aufenthaltsraum, der wie eine Kombination aus Ess- und Wohnzimmer angelegt ist. Abends gibt es ein Gläschen Wein kostenlos zur Begrüßung und Häppchen zum Essen. Eigentlich wollten wir an diesem Abend quasi nur die Snacks und den Wein als Vorspeise zu uns nehmen und dann in ein Restaurant in der Stadt gehen. Doch war das Essen so üppig, lecker und kostenlos, dass wir den Abend in dem stylischen Aufenthaltsraum, genannt The Club, ausklingen ließen. Wir fühlten uns nicht wie in einem Hotel, sondern wie in einer großen WG-Wohnung, wo es keines Putzplans bedurfte.
Am nächsten Morgen ging es nach einem sehr leckeren Frühstück bei milden Temperaturen für uns Richtung Place de la République. Gegenüber dem Opernhaus gelegen finden sich hier der Palais du Rhin (ehemals Kaiserpalast), das Théâtre national de Strasbourg, die Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg und der Jardin de la Place de la République. Eine nette Ansammlung geschichtsträchtiger Gebäude und Einrichtungen.
Anschließend schlenderten wir durch die Straßen wieder Richtung Petite France und genossen die Sonne draußen im Café Au Fantassin, wo noch genau zwei Plätze frei waren. Die Mittagszeit lag da bereits hinter uns. Wir bestellten zwei Getränke und eine Pizza für Arme – Flammkuchen. Da wir das Münster von Innen begutachten wollten, hatten wir etwas Zeit. Denn für Besucher gibt es nur bestimmte Zeitfenster außerhalb der Messen.
Vor dem Straßburger Münster erwartete uns bereits eine lange Schlange und auch im Inneren war dieses gotische Bauwerk überfüllt mit schaulustigen Menschen. Leider wurde das Benehmen mancher Besucher nicht dem Bauwerk gerecht und so drängelten, telefonierten und schrien viele Respektlose. Vor allem vor der astronomischen Uhr war das Gedränge groß. Nichtsdestotrotz ist das beeindruckende Straßburger Münster zu Recht das Wahrzeichen dieser Stadt.
Wieder draußen angekommen mussten wir leider feststellen, dass der Aufgang zum Turm und auf die Münsterplattform verschlossen war. So buchten wir uns eine Bootstour bei Batorama am Münsterplatz und zogen Richtung Steg. Wir konnten nur noch aufgrund der großen Nachfrage die Tour „Straßburg die Europäische“ buchen. Eine 45-minütige Fahrt von La Petite France zum Europäischen Parlament für knapp 10,-€. Es war eine lohnenswerte Bootstour mit Audioguide und schönen Eindrücken vom Wasser aus. Mit 45 Minuten auch nicht zu lang und angenehm abwechselnd zum Erkunden der Stadt per Fuß.
Der Tag neigte sich da auch schon dem Ende und somit auch das Jahr. Wir liefen zurück ins Hotel und machten uns fertig für den Jahresausklang. Auf dem Weg zu unserem Restaurant machten wie selbstverständlich im The Club Halt und nahmen eine kleine Vorspeise und unserer Glas Wein zu uns. Mit der Straßenbahn ging es dann zum Le Schnockeloch. Wir reservierten das Restaurant ca. vier Wochen im Voraus und wie es an Silvester üblich ist war man an ein „Special-Silvester-Dinner“ gebunden.
So verbrachten wir die letzten Stunden bei unseren mehreren Gängen und konnten über das vergangene Jahr nachdenken sowie für das anstehende Jahr Pläne machen. Zum Neujahr ging es dann raus auf die Straßen und den Place Kléber. Leider gab es kein organisiertes Feuerwerk und so flogen vereinzelt Raketen und Böller durch die Straßen. Nach Mitternacht zog die Menschenmenge dann langsam, aber sicher ab und wir mussten feststellen, dass der Versuch anders zu sein als andere letztlich nur dazu führt andere Sachen zu machen als andere und am Ende doch so zu sein wie der Rest.
4 comments
Vielen Dank für Euren interessanten Bericht. Ich habe überlegt, ob wir dieses Jahr mit unserer Hündin Silvester in Straßburg verbringen können. Unsere Hündin ist sehr ängstlich und deshalb wollten wir es ihr nicht zumuten, mitten im Silvestertrubel zu übernachten. Wenn ich das aber richtig verstanden habe, sind Silvesterböller in Straßburg (und dem Rest von Frankreicht) wohl offiziell verboten. Wir lieben Frankreich und wollten die letzten Tage des Jahres gerne mal eine Städtetour machen.
Hallo Christiane,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, Frankreich und speziell Straßburg sind wirklich eine Reise wert. Zum Thema Böller: Diese sind offiziell nicht gestattet, aber das hält die Leute (leider) nicht davon ab welche zu zünden. Auf dem Hauptplatz und in den Straßen rundherum wurde schon stark „geböllert“. Mit einem Hund würde ich da jetzt nicht unbedingt spazieren gehen.
Dennoch viel Spaß auf der Städtetour 🙂
Sehr anschaulicher Bericht, vielen Dank! Gut zu wissen, dass der Weihnachtsmarkt auch hier zumidnest bis kurz vor Silvester geöffnet bleibt. Hat uns in unserer (bereits zuvor gefassten Absicht) bestärkt, nach Wien im vorigen Jahr diesmal ein paar Tage über den Jahreswechsel in Straßbourg zu verbringen.
Auch eure Hotelbeschreibung klingt sehr gut. Allerdings hat man beim Versuch, ein Zimmer zu buchen, keine Chance, ein Kind mit unterzubringen. Aber ich denke, da findet sich bestimmt auch eine andere zentrumsnahe, schnuckelige Übernachtung.
Hi, danke für deinen Kommentar. Wir drücken euch die Daumen für ein schönes Hotel und wünschen viel Spaß in Straßburg 🙂 Grüße